Das Problem der phraseologischen Bedeutung — страница 8

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kann das an folgendem Beispiel illustrieren. Die verbale phraseologische Einheit reien Tisch machen mit etw. oder mit jmdm., ugs. („etw. erledigen, beseitigen, gründliche Ordnung schaffen; jmdn. zur Rechenschaft ziehen wegen etw.") wird gewöhnlich in folgenden Kontexten realisiert: einen ganzen Tag lang konnte Krummhofer zukeinem Entschlusskommen, wie er mit einem Schlag reinen Tisch machen sollte (A.Scharrer„Dorfgeschichten"). Ich muss mit Hans mal reinen Tisch machen wegen desfehlenden Buchs (Binovie-Grisin). Neben diesen Typen der Realisierung konnte ausserdem eine okkasionelle Aktualisierung im Text festgestellt werden: „... damit reinen Tisch wird,... (B.Neuhaus, „Hexen im Leich"), wo die Konstituenten reiner Tisch eine nominale Bedeutung aufweisen.

Die verbale Bedeutung des Phraseologimus „eine schwebende unangenehme Sache bereinigen" ist im zitierten Kontezt in eine nominale „die Bedeutung einer schwebenden unangenehmen Sache" transponiert. Oder: sich ins warme Nest setzen, ugs. („in gute Verhältnisse einheiraten") und eine okkasionelle Realisierung: Mein Gott, warum habe ich die Puschka fahren, die lief mir nach wie ein kleiner Hund und war Ärztin und hatte einen Wartburg und eine Zweizimmerwohnung, ich Narr, mir passte ihre tiefe Stimme nicht, das wäre ein warmes Nest gewesen! (W.Steinberg „Pferdewechsel"). Ausser der beschriebenen Autunomisierung der Kostituenten wäre noch eine typische Erscheinung zu nennen, die davon zeugt, dass die Wörter als Komponenten der Phraseologismen für

Muttersprachler nicht blosse bedeutungslose Träger einer Gesamtbedeutung sind. Es handelt sich um eine bewusste morphologische Varrierung des Konstituentenbestandes als pragmatisches Phänomen. So sind in den Texten, die prämer auf Humor orientiert sind, Abwandlungen in den substantivischen Konstituenten feststellbar, die im usuellen Gebrauch der phraseologischen Wortfügungen nicht möglich sind: Unser Herr Geschichtlehrer kann es nicht, denn er sagt immer, mir hängen Klötzer am Bein, und sie heissen Fernstudium und der Titel Direktor (O.Domma, „Der brave Schulter Ottokar"). Vgl. dem entsprechenden Phraseologismus „jmdm. ein Klotz am Bein sein", ugs. (für jmdn. ein Hindernis sein"). Übrigens seien die stillen Wässerchen bekanntlich oft die tiefsten

(WJoho, „Die Kastanie"). Vgl. dem entsprechenden Phraseologismus ein stilles Wasser („jmd., der seine Gefühle und Ansichten nicht zeigt"). Dass die Konstituenten eines Phraseologismus nicht als bedeutungslos empfunden werden, illustrieren zahlreiche okkasionelle Variationen des phraseologischen Konstituentenbestandes, anderen Charakters, z.B.: - Übrigens sollte man nach forschen, ob seine Weste so rein ist, wie er behauptet (W.Steinberg „Einzug der Gladiatoren"). Vgl. den Basisphraseologismus „eine reine („oder saubere, weisse") Weste haben" („nichts Unehrendes getan haben"). Oder: Otto, der Hund liegt nicht dort begraben, wo du buddelst, sondern ganz woanders )HJobst „Der Glückssucher"). Vgl. den Phraseologismus da liegt der

Hund begraben, ugs. („das ist" s, worauf es ankommt; das ist die Ursache der Schwierigkeiten, des Übels"). Im Zusammenhang mit den oben betrachteten Vorgängen entsteht die Frage, inwiefern die Theorie von der ganzheitlichen Bedeutung der phraseologischen Einheiten der sprachlichen Realität adäquat ist. Bei der Betrachtung dieses Problems ist es wichtig, folgendes zu beachten. Die Feststellung, dass phraseologische Einheiten hinsichtlich der ganzheitlichen Bedeutung bzw. der semantischen Teilbarkeit verschieden seien, ändert sich in gewissem Sinne nur die Skala ihrer Variabilität und derivativen Potenzen, aber nicht das allgemeine Bild, was den Status der phraseologischen Wortfügung angeht. Die unbestreitbare Tatsache, dass die Wörter als Konstituenten ihre

genetische Zusammengehörigkeit nicht völlig einbüssen, geht aus dem Wesen der Phraseologismen hervor. Die Ganzheitlichkeit der Semantik und ein potentielle Autonomie der Konstituenten sollen u.E. als eine dialektische Einheit verstanden werden. Die Präzisierung, die zur früheren Betrachtung der ganzheitlichen Semantik zu machen wäre, betrifft folgenden Umstand: Die Bedeutung des Phraseologismus ist insofern einheitlich bzw. ganzheitlich, als der mehrgliedrige Komplex zur Bezeichnung eines Denotats und nicht meherer Denotate dient, wenn auch dieses Denotat komplexer Natur ist. Die Zusammengehörigkeit mit den Wörtern ist dadurch nicht aufgehoben. Im Gegenteil, diese Zusammengehörigkeit bildet das wichtigste konstitutive Merkmal der Phraseologismen als konnotativer